Im Frühjahr 2022 mussten wir unsere treue Colliehündin Tarja gehen lassen – ein sehr schmerzhafter Abschied, der uns lange beschäftigte. Die Frage, ob wir noch einmal einen Hund in unser Leben und unser Herz lassen sollten, wurde monatelang diskutiert. Am Ende aber war die Antwort klar: Ja, und es sollte wieder ein Collie sein. Dieses Mal jedoch ganz anders – kein typischer Langhaar-Collie á la ‚Lassie‘, sondern ein Kurzhaar-Tricolor-Collie. Seit dem 1. Oktober 2022 ist Noomie nun bei uns, und sie ist in jeder Hinsicht ganz und gar anders als ihre Vorgängerin.

Vom ersten Tag an war Noomie ängstlich; wir konnten kaum vor die Tür gehen, ohne dass sie sich vor etwas fürchtete. Jede Garageneinfahrt, jede Mülltonne, jedes Fahrrad stellte ein schier unüberwindbares Hindernis für sie dar. Sie hängte sich in die Leine und sie „funktionierte“ überhaupt nicht so, wie ich es gewohnt war und irgendwie auch erwartet hatte. Erwartung und Verhalten prallten aufeinander – die „Lücke“ zwischen beiden schien riesig und war gefüllt mit Frust, Enttäuschung und Ratlosigkeit. Aber hey, ich bin Coach und nach einer Zeit des (Selbst)Mitleids entschloss ich mich, diese Situation zum Selbstcoaching zu nutzen. Als besonders hilfreich stellte sich die Frage heraus: Was wäre, wenn es so sein soll? Was wäre es, dass ich daraus lernen sollte?

Nach und nach änderte sich mein Blickwinkel. Anstatt mich weiterhin auf das zu fokussieren, was Noomie nicht tat oder konnte, begann ich, mich auf das zu konzentrieren, was ich selbst aus dieser Situation lernen konnte. Das war der Beginn eines Prozesses des Umdenkens. Ich begann mich intensiv mit Hundepsychologie auseinanderzusetzen. Ich besuchte die Hundeschule, engagierte eine Hundetrainerin, die auf Angsthunde spezialisiert ist; ich besuchte Seminare, las zahlreiche Bücher und vertiefte mein Wissen über das Wesen und Verhalten von Hunden. Plötzlich konnte ich Noomies Verhalten nachvollziehen und es ergaben sich Ansätze, damit angemessen umgehen zu können.

Durch all das gewann ich nicht nur wertvolle Erkenntnisse über Hunde, sondern auch über mich selbst. Ich erkannte, dass meine Erwartungen nicht nur Einfluss auf meinen Umgang mit Noomie hatten, sondern auch auf meine eigene Zufriedenheit. Indem ich die Perspektive wechselte wurde ich entspannter – mit mir selbst und mit Noomie. Und siehe da: Wir machten sichtbare Fortschritte! Dinge, die undenkbar schienen – etwa U-Bahn oder Tramfahrten – waren plötzlich möglich.

Heute macht Noomie ihrem Namen alle Ehre; schließlich bedeutet Noomie „Die, die Freude bringt“, und genau das tut sie jeden Tag auf ihre eigene Weise. Unsere anfänglichen Schwierigkeiten haben sich in eine für mich wertvolle Lebenslektion verwandelt: Wir müssen unsere Erwartungen überdenken und anpassen, bisweilen aber auch ganz grundsätzlich in Frage stellen und bereit sein zu schauen, was wir aus einer Herausforderung lernen können, um persönlich zu wachsen. Diese Erfahrung zeigt mir, es ist eine ganze Menge. In diesem Sinne ein herzliches „Wuff!“.