Coaching hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Menschen sind offener für und interessierter an der eigenen Entwicklung und eher als früher bereit, sich Unterstützung zu suchen. Das wirkt sich auf diese Profession aus: Allein in meinem erweiterten Bekannten- und Freundeskreis gibt es immer mehr Coaches; gefühlt macht „jede:r“ gerade eine Coachingausbildung. So weit, so gut. Schließlich ist Coaching ein wirkungsvolles Instrument der persönlichen Entwicklung und unterstützt Menschen aller Altersgruppen und Berufsfelder dabei, sich selbst besser kennenzulernen und die eigenen Ziele zu erreichen.

Wahr ist aber auch: Der Begriff „Coach“ ist nicht geschützt. Du kannst dich Coach nennen und Menschen in allen Themen begleiten – egal, welchen beruflichen Hintergrund, welche Erfahrungen, welche Qualifikation du hast. Das empfinde ich als Problem – gerade bei „Persönlichkeitscoaches“. Denn während meine Klient:innen häufig mit einem klar abgegrenzten Thema oder einer spezifischen Fragestellung ins Coaching kommen, die wir dann in der Regel in 8-10 Sessions bearbeiten, setzen die etwas weniger seriösen „Kolleg:innen“ auf eine dauerhafte Arbeitsbeziehung. Es geht Ihnen darum, ihre Kund:innen an sich zu binden; die Gefahr von Abhängigkeit entsteht. In diesem Fall findet das Coaching kein Ende – immer gibt es ein neues „Problem“, ein neues Thema, das bearbeitet werden muss.

Ich kann dich daher nur dazu ermutigen, für dich zu prüfen, was du mit wem auf welche Art bearbeiten möchtest. Und dir selbst auch ein Limit zu setzen – ein Zeitlimit, ein Budgetlimit. Der Abschluss eines Coachings sollte schon zu Beginn thematisiert werden. Und er muss nicht immer auch gleichbedeutend mit einem Kontaktabbruch sein. Ich habe zu vielen meiner ehemaligen Klient:innen ein sehr gutes Verhältnis. Mit einigen führe ich seit Jahren regelmäßige „Check-in“-Gespräche – ein bis zweimal im Jahr sprechen wir miteinander und halten den vormaligen Prozess so am Laufen. Vielleicht ein guter Kompromiss?